hamburg running in den Zeiten von Corona

Seit dem 13. März ruht unser Teamtraining aufgrund der Corona-Pandemie. Zahlreiche Wettkämpfe, für die unsere Athletinnen und Athleten sich vorbereitet haben wurden abgesagt oder zumindest verschoben. Der Hamburg Marathon im Frühjahr: gecancelt. Der hella hamburg halbmarathon: abgesagt. Mindestens genauso hart trifft die Pandemie unsere Bahn-Läufer*innen: Norddeutsche Meisterschaften wird es in diesem Jahr nicht geben, genauso wenig wie die Deutschen Staffelmeisterschaften. Noch besteht eine kleine Chance auf Landesmeisterschaften und deutsche U23-Meisterschaften. Gerade ob letztere auch in den Laufdisziplinen stattfinden werden und wann und wo in diesem Fall Qualis gelaufen werden sollen, insbesondere im Hindernislauf, wo dies auch sonst mangels Wettkämpfen nicht leicht ist, ist noch völlig ungewiss.

Auch unsere geplanten Trainingslager um Ostern in Kroatien und über den 1. Mai in Dänemark mussten ausfallen. Unsere Heimtrainingsstätte, die Jahnkampfbahn, haben wir seit knapp zwei Monaten nicht mehr von innen gesehen. Nun, da sich abzeichnet, dass sich zumindest das zeitnah ändern könnte, lohnt es sich ein wenig zurück zu blicken. Denn liest man all das obige, könnte man denken, unser Sport und damit womöglich unser Verein seien tot. Doch man könnte kaum falscher liegen.

„Selten war unser Verein so lebendig wie in der Krise“, sagt Simon Hill, Trainer und Vorstand bei hamburg running und berichtet, dass der Kontakt mit den Sportlern und Kollegen keinesfalls zum Erliegen gekommen sei. „Regelmäßig schalten wir uns in Videokonferenzen mit der Trainingsgruppe zusammen. Es ist schön zu sehen, wie vielen die Gruppe und der Austausch etwas bedeuten.“ Und auch trainiert wird weiter bei hamburg running, wenn auch individuell und mit Abstand. „In der unklaren Situation zu Beginn haben wir Trainingspläne nach dem Baukasten-Prinzip an die Läuferinnen und Läufer gegeben, mittlerweile gibt es schon wieder feste Pläne, die für eine mögliche Saison im Herbst vorbereiten“, verrät Simon.

Ähnliches weiß auch Jugendtrainer Julius Schröder zu berichten: „Die meisten arbeiten durchgehend mit einem Trainingsplan und stehen mit mir mehrfach in der Woche im Kontakt, teilweise auch in Kleingruppen Telefonaten.“ Für die Jugend kam Corona zu einem besonders ärgerlichen Zeitpunkt. Eigentlich wollte hamburg running die Jugendarbeit gerade mit zwei zusätzlichen Trainern intensivieren und um einen weiteren festen Präsenztag erweitern. An dem Plan wollen wir aber nach Corona festhalten.

Digitale Teamtraining, Athletik und Yoga via Stream

Seit Mai gibt es das gruppenübergreifende Athletiktraining für Läufer*innen via Videocall. Doch nicht nur der reine Trainingsbetrieb hält dank der intensiven Fernbetreuung unser Trainer an. Viele Mitglieder zeigten sich zudem kreativ, um auch das soziale Miteinander zu stärken. Um auch in der Distanz ein wenig Team-Training-Gefühl zu produzieren, hat Langstreckenläufer und Vorstandsmitglied Christoph Deppe zum Beispiel das „digitale Teamtraining“ etabliert. „Wir alle absolvieren zu unserer gewohnten Trainingszeit eine ähnliche Trainingseinheit und tauschen uns davor und danach in den sozialen Medien darüber aus. So können wir zu unserer gewohnten Trainingszeit gemeinsam unser Training absolvieren und trotzdem alle Physical-Distancing-Regeln einhalten“, erklärt er das Prinzip.

Auch Langstrecken-Läuferin Hanna Tempelhagen bringt sich ein, obwohl sie nach ihrem Wechsel zu uns im Winter bislang noch nicht einmal in unserem Trikot an einer Startlinie stehen durfte. Aktuell bietet sie über Videochats jedes Wochenende eine Yoga & Mindset-Session für die Vereinsmitglieder an. „90 Prozent ist Kopfsache. Es kommt aufs Mindset an. Doch die wenigsten wissen, wie sie dies systematisch trainieren können, um dann, wenn es drauf ankommt, nicht nur körperlich sondern auch mental voll da zu sein“, sagt Hanna, die sich seit über zehn Jahren mit Achtsamkeit und Yoga beschäftigt, mittlerweile auch beruflich, und die Elemente fest in ihr Training integriert hat. „Ich gebe sehr gern, freue mich über das Vertrauen und die Offenheit von so vielen Läufer*innen, neue Dinge auszuprobieren. Wenn nicht jetzt, wann dann?“, meint Hanna.

Live-Konzerte und Einblicke ins Techniktraining

Unser Marathon-Meister Sören Bach inspirierte die Hamburger Laufszene mehrfach auch außersportlich. Statt Trainingsübungen gab es von ihm via Facebook-Stream Piano-Musik zu hören. „Die Zeit, in der wir uns gerade befinden, ist ja wirklich mehr als schwierig, deswegen kam mir an einem Abend spontan die Idee mit dem Klavierkonzert via Facebook-Livestream, um ein wenig positive Energie in der Situation zu verteilen. Und ich muss sagen: Es kam supergut an“, sagt Sören.

Mit Videos zu Lauf-ABC-Übungen auf Facebook und Instagram versorgen die Trainer Heidi und Andreas Grieß sowohl die Vereinsmitglieder auch als alle weiteren Interessierten. „Wir wollen die Zeit ohne Teamtraining nutzen, um einerseits ein Stück Mannschaftstraining nach Hause mitzugeben und andererseits Interessierten einen kleinen Einblick in unsere Arbeit zu geben“, erklärt Andreas seine Motivation. Denn wenn die Corona-Krise überwunden ist, sollen freilich auch wieder neue Talente zum Vereinstraining dazustoßen. Für Andreas steht fest: „Spätestens 2021 wollen wir wieder auf der Bahn, im Gelände und auf der Straße durchstarten.“