Premiere der „Nacht der Zehner“: ein Revival des 10.000m Bahnlaufs im Hammer Park

25 Runden, also 10.000 Meter um den Sportplatz drehen? Das ist nicht die beliebteste Disziplin bei Läufern. Vielleicht einige Dutzend Hamburger tun das, ganz anders als 10 Kilometer auf der Straße zu laufen: dort sind alleine beim Alsterlauf tausende dabei. Dass diese Bahn- Langstrecke trotzdem nicht nur die Sache weniger Spezialisten sein muss, sondern sogar in Partystimmung enden kann, zeigte sich Freitagabend bei der Premiere der Nacht der Zehner.

Wegen kurzfristiger Reparaturen auf der eigentlich als Veranstaltungsort angedachten Jahnkampfbahn musste alles innerhalb kürzester Zeit in den Hammer Park verlegt werden. Die Strecke für den 10 km Lauf, der zusätzlich zu den Läufen auf der Bahn im Programm ist, musste neu vermessen werden – und dann fand sich genau am Start auch noch ein Wespennest, um das der Startbogen vorsichtig herumgebaut werden musste. Und am Nachmittag regnete es. Die Stimmung hielt sich also zunächst ein wenig in Grenzen, als um 17:15 die Teilnehmer für den ersten Lauf (Qualifikationszeit: 46 bis 50 Minuten) an den Start gingen. Musik gab’s allerdings von Anfang an (DJ: Christoph Deppe) und für alle – denn egal, wie schnell man die 25 Bahnrunden laufen kann: anstrengend ist es allemal, nach zehn Runden kennt man die Strecke auswendig und Motivation von außen kommt gut. Und für alle, vom 50 Minuten- bis zum 30 Minuten- Eliteläufer standen Rundenzähler bereit, wie es die Leichtathletik offiziell vorsieht.

Die Sache mit der Motivation muss wohl funktioniert haben, es gab schon beim ersten Lauf persönliche Bestzeiten. Richard Vahlhaus (LT Haspa Marathon Hamburg) machte mit 40:56,50 Minuten einen großen Leistungssprung. Im zweiten Zeitlauf (Quali: 46 Minuten) fanden sich schon ein paar bekannte Hamburger Namen, wie der nach längerer gesundheitsbedingter Wettkampfpause endlich wieder angetretene Birger Schröder (TH Eilbeck, außerdem bekannt aus dem Hamburger Betriebssport und als Betreiber von Laufszene-Hamburg.de) oder Ultra- Spezialistin Silke Gielen vom Harburger SC (lief im Januar neuen deutschen W60 Rekord über 50 km). Die Show stahl ihnen Sarina Kothe (Grün- Weiß Harburg): mit 40:50,56 Minuten war sie 40 Sekunden schneller als der erste Mann (Gérard Otremba, Hamburger Sportclub).

Zieleinlauf für Sarina Kothe (Grün- Weiß Harburg)

Beim dritten Zeitlauf (Quali: 42 Minuten) ging Andreas Ludolph (SG HSH Nordbank) das Rennen so scharf an, dass man sich fragte, ob er sich nicht gehörig verschätzt hätte. Bahnläufe, besonders über längere Distanzen, geben den Zuschauern natürlich viel Gelegenheit, die Taktik der Läufer zu begutachten. Tatsächlich konnte Dirk Stelzner aufschließen und die beiden boten eine gute Show – aber einholen ließ sich Ludolph nicht, sondern konnte sich noch wieder absetzen: in 38:09 rettete er sechs Sekunden Vorsprung über die Ziellinie – und freute sich lautstark. Sandra Renschke (hamburg running) hatte keine Konkurrentin – sie lief in einer Männergruppe mit und blieb mit 39:47,93 Minuten deutlich unter der 40 Minuten Marke – und zwar zum ersten Mal in ihrer Karriere. Das gelang auch ihrem Vereinskollegen Christoph Schiesewitz der sich lange Zeit vor Sandra gespannt hatte und im Zieleinlauf in 39:48,21 Minuten dann knapp das Nachsehen hatte.

Das Wetter hatte sich gebessert, das Tempo der Läufer angezogen, der Adrenalinspiegel stieg, und damit auch die Stimmung. Parallel lief neben dem Stadion der 10 km Parklauf. Auf genau vermessener, aber kurvenreicher und darum anspruchsvoller Strecke gewannen Julia Jablononowski (hamburg running) und Lorenz Bell (LG Vulkaneifel).

Siegerin des Parklaufs: Julia Jablononowski (hamburg running)

Bahnlauf Nummer 4 lag mit einer Quali von 38 Minuten schon im sehr schnellen Bereich. Hier ging es zur Sache (auch wenn die Topfavoritin Carolin Kirtzel verletzungsbedingt fehlte). Brrhane Gerebrhan (fit4run) und Lasse Bo Ladewig (HSV) boten eine 17:08 Zwischenzeit über 5000m – leider musste Ladewig kurz danach aussteigen. Die Karten wurden neu gemischt, und eine Sechsergruppe, die dann in zwei Dreiergruppen zerfiel, lag vorne. Mit 20 Läufern war dieser Lauf auch so dicht besetzt, dass taktische Spielchen möglich waren.

Fynn Paul Timm (rechts) im Gespräch mit Pascal Dethleffs vor dem Start ihres 10.000m-Rennens

Wann sieht man in Hamburg schon einmal 20 Läufer gleichzeitig 10.000m Bahn laufen? – Fynn Timm (hamburg running) machte in seinem ersten Rennen, das er, da in Deutschland, im Trikot von hamburg running bestritt, in 33:49,07 Minuten das Rennen – und schnellste Frau dieses und aller Läufe (beim nachfolgenden Elitelauf waren nur Männer gemeldet) wurde Lisa Heimann (LAZ Puma Rhein-Sieg) in 34:34,92 Minuten. Als 13. In diesem Rennen kam Julian Lange von hamburg running ins Ziel, der in 36:39,84 Minuten eine neue Bestzeit erzielte.

Schnellste Frau am Freitag: Lisa Heimann (LAZ Puma Rhein-Sieg)

Der Höhepunkt des Abends mit der zudem stärksten Unterstützung durch Fanclubs begann um 20:45 Uhr. 23 Läufer standen an der Startlinie, etwa die Hälfte von auswärtigen Vereinen. Christian Schreiner (LAZ Puma Rhein-Sieg) legte mit 71s- Runden ein hohes Tempo vor, Verfolger Yannick Stubbe (TV Waldstrasse Wiesbaden) verlor zunächst 1-2 Sekunden pro Runde. Nach der sechsten Runde verlor Schreiner ein wenig Tempo. Noch später konnte sich Stubbe an ihn heranarbeiten und sich vor ihn setzen – blieb aber in Reichweite.

Es sah nach einem Fotofinish aus, es wurde von den Zuschauern angefeuert, und es wurde in der Tat ein Fotofinish: beide legten eine furiose letzte Runde hin, 10 Sekunden schneller als der Schnitt, liefen parallel auf die Ziellinie zu und beide trennten nur zwei Zehntelsekunden auf der Ziellinie – mit Stubbe als Sieger in 30:28,20.

Startaufstellung zum abschließenden Elitelauf

Dahinter wurden reihenweise persönliche Bestzeiten gelaufen: Lennart Jordan (HSV) blieb erstmals unter 32 Minuten und kam in 31:40,20 Minuten als Sechster ins Ziel. Ebenfalls erstmals unter der magischen Marke blieb hinter ihm Julius Schröder (TH Eilbeck) in 31:50,83 Minuten als Siebter. Seine Bestzeit um rund eine halbe Minute verbessern konnte auch Christoph Deppe als Zehnter in 32:04,44 Minuten. Er kam knapp vor Christian Hiller vom TH Eilbeck ins Ziel, der in 32:15,64 Minuten ebenfalls eine „PB“ aufstellte. Neue Bestzeiten gab es unter anderen auch für weitere Hamburger: Philipp Grotrian (TH Eilbeck) in 33:28,91 Minuten und Robert Sprung (hamburg running) in 33:29,91 Minuten wurden 14. Und 15.

So viel Adrenalin lag in der Luft, dass manch einer sich an das alter Hammer- Park- Leichtathletik- Meeting erinnert fühlte, das hier bis 2003 stattgefunden hatte. 91 Läufer nahmen an den fünf Bahnläufen über 10.000m teil, was vermutlich ein Höhepunkt dieser Disziplin in Hamburg seit etlichen Jahren ist, und 66 am 10 km Parklauf.

Siegerehrung der besten Frauen und Männer: (vlnr: Yannick Stubbe, Christian Schreiner, Haftom Weldaj, Natalie Jachmann, Lisa Heimann, Maike Körner)

Gesamtwertung 10.000m Frauen
1. Lisa Heimann, LAZ Puma Rhein-Sieg, 34:34,92
2. Natalie Jachmann, LG Flensburg, 35:52,60
3. Maike Körner, Hamburger SV, 25 37:47,94

Männer
1. Yannick Stubbe, TV Waldstrasse Wiesbaden, 30:28,20
2. Christian Schreiner , LAZ Puma Rhein-Sieg, 30:28,40
3. Haftom Weldaj, TSV Pattensen, 31:00,66

Parklauf 10 km Frauen
1. Julia Jablononowski, hamburg running, 43:54
2. Cindy Altmann, Open Sports Hamburg, 44:23
3. Verena Isenberg, Triabolos Triathlon Hamburg e.V., 45:56

Männer
1. Lorenz Bell, LG Vulkaneifel, 37:31
2. Volker Hillebrecht, LG Göttingen, 39:32
3. David Hinske, hamburg running, 40:24

Die Ergebnislisten (inkl. Rundenstatistiken) sind online: nachtderzehner.de
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